Markus Lüpertz Karlsruhe: Kunst für den Untergrund

Veröffentlicht am 05. Juli 2017, aktualisiert am 20. Oktober 2021 unter Aktuelles, Markus Lüpertz, Presse

Markus Lüpertz Karlsruhe: Der Künstler will die Stationen im neuen Karlsruher U-Bahntunnel mit Keramiktafeln verschönern. Allerdings steht die Entscheidung des Gemeinderats noch aus. Sie soll im Juli fallen.

Markus Lüpertz Karlsruhe – Es ist eine Idee, die Karlsruhes Kunstszene seit Wochen regelrecht elektrisiert: Die sieben Haltestellen, die seit 2010 im Karlsruher Untergrund für die U-Bahn entstehen, sollen nicht einfach nur ihren Zweck erfüllen, sondern auch Platz für Kunst bieten. Mit insgesamt 14 großformatigen Keramiktafeln, so die Idee, soll der „Malerfürst“ Markus Lüpertz jene Orte schmücken, die sonst eher von Tristesse geprägt sind. Das Thema ist auch schon klar: Die sieben Tage der Schöpfungsgeschichte sollen Strahlkraft in den Untergrund bringen.

Markus Lüpertz Karlsruhe:So ähnlich sollen die Kunsttafeln aussehen,

So ähnlich sollen die Kunsttafeln aussehen, die Motive hier sind allerdings nicht die, die Teil der „Genesis“ sein werden. Markus Lüpertz Genesis Karlsruhe

Die zwei mal viereinhalb Meter messenden Keramiktafeln, für die offenbar noch keine Entwürfe vorliegen, würden – so der beabsichtige Nebeneffekt – auch der maroden Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika mit einem Schlag zu einem neuen Großauftrag verhelfen. Anfang Mai, als im Karlsruhe ZKM – dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie – eine große Werkschau von Markus Lüpertz eröffnet wurde, waren die Pläne erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Seitdem rumort es in Karlsruhe. Aber auch erste Kritik ist zu hören: Der ohnedies schon mit viel Renommee ausgestattete Künstler sei Teil der „Staatskunst“. Manche monieren auch die fehlende öffentliche Ausschreibung und üben verhalten Kritik „an einer Überbetonung christlicher Aspekte“.

Die Gespräche mit dem Künstler laufen seit zwei Jahren

Lüpertz, der in den 1970er und 1980er Jahren eine Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe innehatte und später als Rektor an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf wechselte, hat einen engen persönlichen Bezug zu der nordbadischen Großstadt. Bereits seit zwei Jahren laufen Gespräche mit dem Künstler, der anlässlich des 300. Stadtgeburtstages, der 2015 gefeiert wurde, ankündigte, seiner langjährigen Wirkungsstätte Karlsruhe „ein Geburtstagsgeschenk“ machen zu wollen.

Als Vordenker und Initiator des Kunstprojekts gilt Anton Goll, der frühere langjährige Geschäftsführer der Keramikmanufaktur Majolika, der auf Anfrage bestätigte, seit mehr als eineinhalb Jahren für das Projekt zu werben. Bereits „mehr als 1000 Kontakte“ habe er in dieser Sache gehabt, sagt er. Auf rund eine Million Euro werden die Kosten für die unterirdische Kunst geschätzt – für die Hälfte der Summe habe er bereits Zusagen von Sponsoren.

Nach Informationen dieser Zeitung gab es bereits drei Gespräche zwischen dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), den Bauverantwortlichen des Tunnelbaus und dem Künstler. Kurz vor Pfingsten äußerte sich Mentrup erstmals öffentlich zu dem Vorhaben: „Das ist in der Tat eine hochinteressante Kunstinstallation für Karlsruhe“, ließ er wissen. Er befürworte es, stellte allerdings Bedingungen: Das Projekt müsse privat finanziert werden und mit den bisher erarbeiteten Konzeptionen der Architekten für die Haltestellengestaltung vereinbar sein.

„Genesis – die sieben Tage des Herrn“ soll das Werk heißen

Einen Titel für sein Gesamtkunstwerk konzipiertes Vorhaben hat Markus Lüpertz jedenfalls schon: „Genesis – die sieben Tage des Herrn“. Die sieben Haltestellen in der Karlsruher Innenstadt, deren Innenausbau bereits weit fortgeschritten ist, sollen jeweils den einzelnen Schöpfungstagen zugeordnet werden. Am Durlacher Tor, dem Platz am östlichen Rand der Innenstadt, etwa solle das Thema „Urflut und Licht“ künstlerisch gestaltet werden, sagt Goll. Denn: „Im Osten gehe die Sonne auf.“ Am westlichen Ende des U-Bahntunnels, dem Europaplatz, werde es um das Thema „Scheidung des Wassers“ gehen – mit der Analogie, dass im Westen der Stadt der Rhein fließe.

Goll hat sich für das Projekt den doppeldeutigen Slogan „Karlsruhe Kunst Erfahren“ ausgedacht. Was sich sowohl auf die vielfältige Kultur- und Kunstszene der Stadt beziehe, als auch den beabsichtigten Werbeeffekt, der kunstaffine Menschen künftig in den Karlsruher Untergrund locken soll. Und Markus Lüpertz selbst hat bereits einen Werbetrailer für das Projekt drehen lassen. Ende Juli, so ließ der Oberbürgermeister wissen, soll der Gemeinderat seine endgültige Entscheidung treffen.

Ursprünglich sollten die Keramiktafeln mehr als doppelt so groß sein

Während in diversen sozialen Netzwerken bereits die „Chance auf kulturelle Weltgeltung“ für die Stadt Karlsruhe diskutiert wird, weiß der Initiator Anton Goll auch um die mögliche Kehrseite des Projekts: explodierende Kosten nämlich. Doch den von ihm selbst so bezeichneten „Elbphilharmonie-Effekt“ fürchtet er dennoch nicht. Bei dem viel bejubelten Hamburger Konzerthaus spreche heute kaum mehr jemand von den immensen Kostensteigerungen während der Bauzeit. Auch der Karlsruher Tunnelbau – die so genannte Kombilösung – hatte unlängst die Kostengrenze von einer Milliarde Euro gesprengt. Deutliche Abstriche musste Goll im bisherigen Diskussionsprozess aber schon machen: Ursprünglich waren die Keramiktafeln in der Größe zehn mal fünf Meter angedacht gewesen – was ebenso längst vom Tisch ist wie ein Format von drei auf sechs Meter.

Eher im Zentimeterbereich bewegen sich die Maße für eine weitere Idee: Lüpertz hat bereits Entwürfe für Sonderfahrkarten angefertigt. Ob es diese tagsächlich geben soll – gesetzt den Fall, das Projekt wird verwirklicht – ist indes noch unklar.

Lesen Sie diesen spannenden Artikel zu Markus Lüpertz Karlsruhe vom 7. Juni 2017 von Stefan Jehle auch bei der Stuttgarter Zeitung.

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