Markus Lüpertz Bilder, Skulpturen, Texte 1964 – 2014
Ernst Barlach Museum, Wedel
Markus Lüpertz zählt zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seine häufig überdimensionalen Bilder und Skulpturen zeichnen sich durch geheimnisvolle Suggestivkraft und archaische Monumentalität aus und wurden oft als eine spezifische Form des deutschen Neoexpressionismus bezeichnet – eine Zuschreibung, gegen die sich Lüpertz immer wieder zur Wehr gesetzt hat, weil er sich und sein Werk nicht formal begreift, sondern als Durchgangsstation zum Geschichtsmythos verstanden wissen will. Kunst ist Weltzugang und Weltdeutung zugleich für den Künstler, dem es auch gefällt, wenn man ihn falsch versteht, da es ihn dazu herausfordert, einmal mehr sein Genie unter Beweis zu stellen.
Schon der junge Lüpertz setzt den damals vorherrschend abstrakten Tendenzen in der Malerei eine überaus individuelle, kraftvolle Bildwelt mit großformatigen Darstellungen gegenständlicher Motive entgegen. 1966 präsentiert er zum ersten Mal die Idee vom „Dithyrambischen Konzept“, in dem er sich auf Dionysos, den Gott der Lebensbejahung und der ewigen Wiederkehr bezieht. Die „Dithyrambische Malerei“ soll in Anlehnung an Nietzsches Dionysos-Dithyramben nicht nur euphorische Begeisterung im Betrachter hervorrufen, sondern zugleich auch innerhalb einer strengen formalen Struktur Unordnung und Chaos beschwören. Bei der Dithyrambe geht in einer Mischung aus Rausch und Realismus potenziell alles ineinander über, es gibt nichts Isoliertes, denn die Gegensätze von Gegenständlichkeit und Abstraktion gerinnen im Bild zu einer großen Synthese. Im „Dithyrambischen Manifest“ heißt es 1 968: „Die Anmut des 20. Jahrhunderts wird durch die von mir erfundene Dithyrambe sichtbar gemacht“.
In intensiver Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte malt Lüpertz bis zum Ende der 1970er Jahre überwiegend symbolträchtige Motive wie Stahlhelme, Schaufeln, Streitwagen und Fahnen in monumentalen Formaten und weist damit auf die nicht bewältigte Vergangenheit hin. Assoziationen an Nationalsozialismus und Krieg werden heraufbeschworen, aber die ehemaligen Symbole der Macht sind durch die Pinselführung und erdig-gedeckte Farbwahl des Malers ihrer Aura beraubt. Bis Mitte der 1980er Jahre folgt die Phase der„Stil-Malerei“, die sich von gegenständlichen Motiven fast völlig befreit und im ungehemmten Spiel mit flächen- und volumenbildenden Formen neue malerische Wege beschreitet. Neben der Beschäftigung mit den französischen Malern Corotund Poussin beginnt ab Mitteder 1980er Jahre die bis heute fortdauernde Auseinandersetzung mit Themen der klassischen Antike in der Malerei und der Skulptur. Zwischen 1993 bis 1997 malt Lüpertz die Bildfolge „Männer ohne Frauen – Parsifal“, die sich in Anlehnung an die letzte Oper Richard Wagners ausschließlich einem Thema widmet: Erlösung von der ewigen Versuchung und der von Männerphantasien dominierten Welt. Mit dem Ende der 1 990er Jahre tritt eine auffällig neue, metaphysische Dimension in das Schaffen des Künstlers. Landschaft, Natur und Kulturgeschichte verschränken sich zu neuen Bildräumen, um, wie Lüpertz einst sagte, „die Welt anzuhalten. Das ist der Wunsch des Künstlers.“
In seinen Skulpturen sucht Lüpertz die Einfachheit des Archaischen, wobei er überwiegend die traditionellen Methoden des Bronzegusses einsetzt. Auch wenn er in seinen plastischen Arbeiten bewusst das Abgründige, das Versehrte und das Unvollkommene in der menschlichen Figur aufzeigt, so tragen die nach antikem Vorbild farbig bemalten Bronzen noch immer die Erinnerung des Erhabenen und Vollkommenen in sich.
Das Gesamtkunstkonzept Lüpertz duldet keine Grenzen.„Man muss das nicht mögen“, wie Hans-Joachim Müller 2009 schrieb, „das bekennerische Genie, den Dandy, seine altdeutsche Maskulinität, den Silberknauf am Gehstock, diese herrische Großmeistertravestie. Aber man sollte darüber nicht blind werden für den eigentlichen Stoff des Epos Lüpertz“.
„Markus Lüpertz, Bilder-Skulpturen-Texte, 1964 – 2014“ ist eine Ausstellung der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg, die dank besonderer Unterstützung der Stadt Wedel und der Galerie Michael Werner stattfinden kann. Gezeigt werden rund 80 Gemälde, Skulpturen, Bücher und Texte des Künstlers, die einen weitgehenden Überblick über das Kunstschaffen von Markus Lüpertz ermöglichen.
Die Ausstellung Markus Lüpertz Bilder Skulpturen Texte ist ab dem 26.01. bis 15.06.2014 im Ernst Barlach Museum Wedel zu sehen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Für angemeldete Gruppen und Schulklassen von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Eintritt: 7 €, ermäßigt für Schüler, Studenten, Auszubildende 5 €, Familienkarte 12 €. Gruppen ab 10 Personen 5 € pro Person. Gruppenführungen: Für Gruppen bis max. 20 Personen 90 € zzgl. zur Eintrittskarte. Selbstgeführte Gruppen werden gebeten, ihren Ausstellungsbesuch anzumelden. Es wird eine Selbstführungsgebühr von 10 € pro Führung erhoben. Verkehrsanbindung / Parken: S-Bahn-Linie S1 Richtung Wedel. Parkmöglichkeiten auch für Busse in naher Umgebung.
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