Wrapped Globe – Christo verhüllt einen Globus und interpretiert damit eines der größten Themen unserer Zeit: die Verletzlichkeit unserer Erde. Der Künstler, der sein gemeinsames Schaffen mit Jeanne-Claude alleine fortsetzt, hat seine neue Edition »Wrapped Globe (Eurasian Hemisphere)« exklusiv für DIE ZEIT und den Kunstverlag Till Breckner erschaffen.
Die Weltkugel ruht für einen Augenblick, wie es scheint, auf dem Rücken des nackten Menschen. Sie könnte davonrollen, sie könnte aber auch für weitere Erdzeitalter in dieser Position verharren: Das Wechselspiel zwischen einmaligem Moment und Dauerhaftigkeit beschäftigt einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart in allen seinen Werken.
Die Fotografie eines Globus aus den 1960er Jahren – zu sehen sind Europa und Asien – schneidet Christo aus. Er verhüllt die Weltkugel mit einer halbdurchsichtigen Plastikfolie und verschnürt sie mit hellem Faden. So liegt die Erde auf dem Rückenakt einer Frau. Atlas trug einst die Welt auf seinen Schultern. Auf dem Rücken des heutigen Menschen scheint der Globus in eine fragilere Position gezwungen. Die Schönheit der Erde und auch die des menschlichen Körpers wird aber gerade deshalb besonders deutlich.
»Wrapped Globe (Eurasian Hemisphere)« steht in Christos prägnanter Handschrift unter der Collage, die wiederum mit dem für seine Arbeiten ebenfalls typischen Kreppband auf Karton befestigt ist. Senkrechte und waagerechte Linien scheinen den Globus in seiner Position zu halten. Ziffern am Bildrand deuten die Vermessung der Welt an. Die Collage ist handgearbeitet, handsigniert, nummeriert und datiert. Mit 85 x 75 cm ist sie für Christos Werk ungewöhnlich groß. Das Zusammenspiel der verschiedenen Materialien gibt der Collage eine besondere Haptik und erzählt, wie alle Werke von Christo, von ihrem Entstehungsprozess.
Wrapped Globe (Eurasian Hemisphere), 2019
Collage-Grafik
(in halbtransparente Plastikfolie verhüllte, mit Kordel verschnürte und von Hand mit Wachskreide schraffierte Fotografie eines Globus, aufgebracht auf Siebdruck auf Karton, Fotografie und Klebestreifen)
85 x 75 cm
160 arab. und 90 röm. num., sign. Exemplare
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Einen Globus verhüllte er zum ersten Mal für ein Cover des Time Magazine. Damals war die Erde hinter transparenter Folie und dunklen Schnüren zu sehen, wie sie sich im Abendrot leicht in den Sand eines Strandes gräbt. »Planet of the Year: Endangered Earth« titelte das Blatt im Januar 1989 und ersetzte seine übliche Person des Jahres durch einen dringenden Weckruf an die Gesellschaft.
Diesem Aufschrei ging eine Dekade des ersten Erwachens über den Klimawandel voraus. Erstmals ließ das Bewusstwerden über die Ursachen und Auswirkungen von Treibhausgasen die Fachwelt von einer Klimakrise sprechen. Immer mehr Stimmen wurden laut gegen die menschengemachte Zerstörung der Erde. Wissenschaftler und Politiker zeichneten schon damals ein dystopisches Bild unserer Zukunft, sofern ein Wandel im Umgang mit unserem Planeten weiterhin verschlafen oder ignoriert werde.
»Now, more than ever, the world needs leaders who can inspire their fellow citizens with a fiery sense of mission, not a nationalistic or military campaign but a universal crusade to save the planet,«
plädierten die Herausgeber des Time Magazins. An wen sie sich dabei mit besonders viel Nachdruck wandten, zeigt der Globus auf dem Cover: den amerikanischen Kontinent. Positionen von 33 Wissenschaftlern und Staatsoberhäuptern aus zehn Ländern lieferten die nötigen Argumente für den Beginn des globalen Umdenkens. Dieser progressiven Aktion gab Christo mit seinem »Wrapped Globe« ein ausdrucksstarkes Symbol.
Fotos: Jack Kulcke
© Christo 2019
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