Los Angeles – Er hat seit Jahren kein einziges Bild gemalt. Er ist kein Bildhauer. Fotos macht er auch nicht. Und trotzdem ist er für die Kunstwelt einer der größten Künstler überhaupt. Und das nicht nur, weil er 2,04 Meter groß ist.
John Baldessari (84) ist Konzeptkünstler. Er macht Serien von Kollagen, Montagen, Videos, Aktionen. Ein verrücktes Genie! Wenn Baldessari große Papierbögen aus dem Fenster wirft, so für den Betrachter Teile des Hauses verdeckt, dann jubelt die „New York Times“ „wunderbar“.
Wenn er sich eine halbe Stunde dabei filmen lässt, wie er in Schreibschrift – wie ein bestraftes Schulkind – „I Will Not Make Any More Boring Art“ („Ich werde keine langweilige Kunst mehr machen!“) schreibt, nennen das Kritiker „genial“. Und wenn er ein schlechtes Foto vergrößert und mit dem Wort WRONG („FALSCH“) untertitelt – reißen sich Museen um das Werk.
Und nun schenkt er Ihnen, liebe Leser, morgen auf einer ganzen Seite ein „Bild für BILD“. Ein faszinierendes Werk mit dem Titel „Child With Kitten“ (Kind mit Kätzchen).
★★★
Baldessari empfängt BILD in seinem Atelier in Venice Beach. Er trägt Turnschuhe ohne Socken und lacht so freundlich wie die Sonne, die in Kalifornien auch im Dezember mit 22 Grad scheint.
In dem lichtdurchfluteten Raum stapeln sich Bücher und Fotos, die er zu Hunderten im Trödelladen gekauft hat und nun zu eigenen Kunstwerken verarbeitet.
Hat er Angst, dass die Leute seine Werke nicht verstehen könnten? „Nein, was soll mir passieren?“ Und wenn man sagt, dass das überhaupt keine Kunst ist? „Das ist mir egal. Jeder kann sagen, was er will.“ Was ist ihm wichtig? „Als Künstler möchte ich, dass die Menschen dem Werk Beachtung schenken.“
Auch wenn der Betrachter lacht? „Man kann nicht kontrollieren, wie Menschen reagieren. Aber wenn sie meine Werke witzig finden – warum nicht …“
Haben Sie Ihren Erfolg verdient? „Ich kann das gar nicht verhindern. Wenn es passiert, passiert es.“ Und was bedeutet Geld? „Nichts! Ich habe genug, ein schönes Haus, ein tolles Atelier. Mir fehlt es an nichts.“
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Baldessari provoziert und amüsiert. Erfindet sich immer wieder neu, ist Vorbild für andere Künstler.
Wie erhält er sich seine kreative Energie? „Ich mache dreimal die Woche eine Stunde Fitness-Training. Macht mir das Spaß? Nein!“ Spaß hat er bei der Arbeit.
Ab 10 Uhr sitzt der Linkshänder im Atelier. „Ich muss immer etwas machen. Ich kann nicht einfach nur rumsitzen.“ Gerade hat er eine Serie großformatiger Bilder für das Städel Museum in Frankfurt erschaffen. Und das Bild für BILD.
Sie haben für die BILD-Leser ein Werk mit einer Katze geschaffen – mögen Sie Katzen? „Nein, gar nicht! Sie sind Snobs. Hunde mögen alle Menschen. Katzen machen, was sie wollen.“
Warum dann dieses Motiv? „Niemand sagt einfach so: Ich liebe Kätzchen. Ich fordere damit die Menschen heraus, möchte sehen, wofür sie stehen, woran sie glauben.“
Lassen Sie sich morgen überraschen, welches faszinierende Werk Baldessari für Sie geschaffen hat!
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