Biografie: Arnulf Rainer

Veröffentlicht am 14. August 2013, aktualisiert am 14. August 2013 unter Aktuelles, Arnulf Rainer

(c) Arnulf Rainer Museum, Foto: Christian Wind

Biografie – Arnulf Rainer

1929 am 8. Dezember in Baden bei Wien geboren.

1940-1944 Besuch der nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NPEA) in Traiskirchen  bei Wien, (Niederösterreich). Zu den später berühmt gewordenen Schülern ähnlicher NS-Einrichtungen gehören der Zeichner Horst Janssen (1929-1995), der Journalist und Schriftsteller Hellmuth Karasek (geb. 1934), der frühere „Zeit“-Herausgeber Theo Sommer (geb. 1930), der Banker Alfred Herrhausen (1930-1989) sowie der Schauspieler und Schriftsteller Hardy Krüger (geb. 1928). Arnulf Rainer malt während des Zeichenunterrichts kartografische Landschaften mit Bombentrichtern, Bränden, Panzern und Flugzeugen – Figuren oder Gesichter vermeidet er. Weil sein Lehrer ihn zwingt, nach der Natur zu zeichnen, verlässt er die Schule. Beschließt Künstler zu werden.

1945 Flucht nach Kärnten. Es entstehen Landschaften. Besuch der Staatsgewerbeschule (Baufachschule) in Villach (Kärnten).

1947 Begegnung mit internationaler zeitgenössischer Kunst in einer Ausstellung des British Council in Klagenfurt (Kärnten). Rainer lernt Werke von Francis Bacon, Paul Nash, Stanley Spencer und Henry Moor kennen. Rainers Arbeit wird von surrealistischen Revolutionstheorien beeinflusst.

1948 Begegnung mit der Künstlerin Maria Lassnig (geb. 1919), die im selben Jahr in Klagenfurt ihre erste Einzelausstellung hat. Lassnig und Rainer gelten heute als die Begründer der informellen Malerei in Österreich.

1949 Matura (Abitur) an der Staatsgewerbeschule Villach. Rainer besteht die Aufnahmeprüfung für Grafik an der Wiener Akademie für angewandte Kunst, verlässt die Klasse aber noch am ersten Tag wegen künstlerischer Kontroversen mit dem Assistenten Rudolf Korunka (1915-2003). Rainer wechselt in die Malereiklasse an die Akademie der bildenden Künste in Wien und verlässt diese – nach drei Tagen – weil man seine Arbeiten als entartet bezeichnet. Rainer bildet sich autodidaktisch weiter.

1950 Begegnung mit Ernst Fuchs (geb. 1930), Anton Lehmden (geb. 1929), Arik Brauer (geb. 1929), Wolfgang Hollegha (geb. 1929) und Josef Mikl (1929-2008); Gründung der „Hundsgruppe“ deren einzige Ausstellung 1951 in der Wiener Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst stattfindet. In Wien entwickeln sich in dieser Zeit spätsurrealistische Tendenzen, die die Kunstgeschichte später als „Wiener Schule des phantastischen Realismus“ subsumiert, als deren Begründer der Maler Albert Paris Gütersloh (1887-1973) gilt; der Begriff stammt von dem Kunstkritiker Johann Muschik (1911-1979). Arnulf Rainer nennt sich „TRRR“. Im Sommer Reise nach Paris, gemeinsam mit Maria Lassnig, Besuch bei André Breton; Begegnung mit der l’art informel. Rainer entwickelt in der Folge seine als „Mikrostrukturen“ oder „Atomisationen“ bezeichneten abstrakten Bildformen, später entstehen die „Zentralisationen“ und „Zentral- und Vertikalgestaltungen“. Der Mangel an Material führt zu ersten Übermalungen fremder Bilder. Edition der Fotomappe Perspektiven der Vernichtung

1953-1959 lebt Rainer im leeren Haus seiner Eltern in Gainfarn (Niederösterreich). Beginn der Werkgruppe „Reduktionen“, die als Vorstufe zu den Übermalungen angesehen wird.

1953 lernt den Wiener Domprediger Monsignore Otto Mauer kennen, der 1954 die Galerie nächst St. Stephan gründet, dem Treffpunkt der österreichischen Avantgarde; 1955 wird Rainer dort seine erste Einzelausstellung haben. Er experimentiert mit verschiedenen Bildträgerformen, runde und kreuzförmige Bilder entstehen.

1959 Gründung des „Pintorarium“ gemeinsam mit Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser (1928-2000), das bis 1968 existiert.

1961 Verurteilung wegen öffentlicher Übermalung eines fremden Bildes in Wolfsburg.

Mitte der 1960er Jahre Experimente unter Drogen- und Alkoholrausch; Rainer zeigt Interesse für die sogenannte Outsider-Art (Art brut); entwickelt eine halluzinative Arbeitsweise. Bezieht Ateliers in Berlin (West), München und Köln.

1966 erhält Arnulf Rainer den Österreichischen Staatspreis für Grafik.

1967 zieht ins Atelier in der Mariahilfer Straße in Wien.

1968 Ausstellung (erste große Retrospektive) im Museum des 20. Jahrhunderts, heute Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok). Sogenannte Grimassenfotos (mit und ohne Bemalung des Gesichts) entstehen; Beschäftigung mit den Verhaltensweisen von Geisteskranken.

1970 es entsteht eine Serie übermalter Fotografien.

1971 erste große Retrospektive in Deutschland: Kunstverein Hamburg. Teilnahme an der 11. Biennale von Sao Paulo.

1972 Teilnahme an der documenta 5.

1973 Beginn der Zusammenarbeit mit Dieter Roth (Misch- und Trennkunst).

1974 Kunstpreis der Stadt Wien, Rainer verweigert jedoch die Teilnahme an der Übergabe-Zeremonie, das führt zur Aberkennung des Preises.

Ab 1975 Arbeit an den „Kunst auf Kunst“-Serien (u. a. Leonardo da Vinci, Vincent van Gogh und Franz Xaver Messerschmidt).

1975 Ausstellung im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt.

1977 Teilnahme an der documenta 6.

1977-1978 Arbeit an „Totenmasken“.

1978 Vertreter Österreichs auf der Biennale von Venedig; erhält den Großen Österreichischen Staatspreis; Ausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.

1980 Kauf der Ateliers in Oberösterreich und Bayern. Arbeit an Mumienüberarbeitungen, Rembrandt-Serie, Christusköpfe, Chaos-Serie. Teilnahme an der Biennale von Venedig, Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin.

1981 Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien; Rainer wird Mitglied der Akademie der Künste in Berlin (West). Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Ausstellung im Stedelijk Van Abbe Museum in Eindhoven.

1982 Teilnahme an der documenta VII.

Ab 1982 wird der „Hiroshima-Zyklus“, eine Serie von Zeichnungen und Fotos der zerstörten Stadt, in siebzehn europäischen Städten gezeigt.

1984 Ausstellungen im Neuer Berliner Kunstverein, im Städtischen Museum Abteiberg Mönchengladbach und  im Musée National d’Art moderne / Centre Georges Pompidou in Paris sowie im Kunstmuseum Düsseldorf.

1985 sammelt botanische und zoologische Illustrationen, Schlangen- und Pflanzenüberzeichnungen.

1986 gemeinsame Arbeiten mit Günter Brus (geb. 1938).

1989 Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Preis des International Center of Photography, New York.

1990 Ausstellung im Kunstmuseum Bonn.

1993 Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrück.

1995 Emeritierung auf eigenen Wunsch nachdem Unbekannte in seinem Akademieatelier 26 Gemälde zerstört haben. Ausstellung im Museum für Moderne Kunst Bozen (Italien).

1996 in Anknüpfung an Übermalungen von botanischen und zoologischen Abbildungen aus Büchern des 18. und 19. Jahrhunderts entstehen die Serien „Blattmalerei“ und „Mikrokosmos“.

2000 anlässlich des 70. Geburtstags Ausstellungen im Stedelijk Museum in Amsterdam und im Kunstforum Wien.

2002 richtet ihm die Münchner Pinakothek der Moderne einen eigenen Raum ein, in dem einige Werke permanent gezeigt werden.

2003 Rhenus-Kunstpreis. Ausstellung im Museo Correr, Venedig.

2004 Ehrendoktortitel der katholischen Fakultät der Universität Münster.

2006 Ehrendoktor der Theologie der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Im selben Jahr erhält er als erster nicht spanischer Künstler den Aragón-Goya Preis für sein Lebenswerk. Doppelausstellung Arnulf Rainer/Dieter Roth in Sala Canal de Isabell II, Madrid.

2008 Ausstellung im Museum Moderner Kunst Kärnten (MMKK), Klagenfurt.

2009 im September wird das Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Frauenbad in Baden bei Wien eröffnet, erste Ausstellung: „Aller Anfang ist schwer. Frühe Arbeiten 1949-1961“.

2010 Ausstellung „Arnulf Rainer. Der Übermaler“ in der Pinakothek der Moderne in der Alten Pinakothek, München; Ausstellung „Kreuz – Es ist das Kreuz, das den Sinn ergeben könnte“ im Arnulf Rainer Museum, Baden bei Wien. Ausstellung „Visages“ im Arnulf Rainer Museum, Baden bei Wien.

2012 Ausstellung in der Kunsthalle Rostock, Ausstellung „Rainer-Kosmos“, Arnulf Rainer Museum, Baden.

2013 „Arnulf Rainer – Marion Merz“, Ausstellung im Arnulf Rainer Museum, Baden bei Wien.

Arnulf Rainer lebt und arbeitet in Österreich, Deutschland und auf Teneriffa.

Mehr Informationen auch unter www.arnulf-rainer-museum.at

 

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